Der Weg zurück zur biologischen Bienenhaltung Teil 7 – Dee Lusby
Welche Probleme werden im Bienenstock ausgelöst durch zu große Zellen? (Anm d Übersetzers)
Cheshire bemerkte 1888 in „Bienen und Bienenhaltung“: Blumen und Bienen interagieren konstant. Der Aufbau einer jeden Blüte ist dem ihres Bestäubers angepasst und, sollten wir plötzlich die Grösse unserer Bienen verändern, würden wir die Harmonie mit der Blütenwelt um sie herum stören, ihre Nützlichkeit vermindern indem wir die Anzahl der Pflanzen die sie bestäuben können, reduzieren, und gleichzeitig ihren Nutzen als Honigsammler verringern. Mechanismus, Körperaufbau, Wirtschaftlichkeit und die Pflanzen selbst zeigen, dass das Bedürfnis nach schierer Grösse eine schlecht durchdachte und unwissenschaftliche Idee ist, die sich nur schwer entschuldigen lässt.
E.B.Wedmore‘s „Handbuch der Bienenhaltung“ 3.Ausgabe fügt hinzu: „Eine zu starke Vergrösserung des Zellendurchmessers führt zu einer Vergrösserung der Brutwabe und zu Verlust der Wirtschaftlichkeit beim Überwintern, da die Traube weniger kompakt ist. Zweifellos sollte der Imker die Wabengrösse im Verhältnis zu seiner Bienengrösse studieren. Obwohl grössere Zellen auch grössere Bienen hervorbringen, gibt es keinen Beleg dafür, dass es auch bessere Bienen sind. Diese Bienen sind nämlich zarter gebaut.“
Diese beiden Paragraphen bedeuten eine Menge für den heutigen Imker da sowohl Pflanzen als auch Bienen sich gemeinsam entwickelt haben, sie sind durch die Evolution miteinander verbunden und für das Überleben aufeinander angewiesen. Wird die Grösse der Bienen verändert indem man sie künstlich vergrössert, verringert man damit gleichzeitig die Vielfalt der Blüten die für die Ernährung der Bienen zur Verfügung stehen.
Dies führt zu ernährungsbedingtem Stress, genau wie bei jedem unterernährten Tier, führt zu einer Verringerung der körpereigenen Abwehrkräfte und erhöht die Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlingsbefall. Zusätzlich führt es zu einem Einbruch der Bestäubungsleistung bei der gesamtem Menge der zu bestäubenden Pflanzen. Falls dies nicht durch andere Insekten aufgefangen werden kann wird die Fortpflanzung der Pflanzen gestört und führt zu einem Artensterben in der heimischen Pflanzenwelt. Könnte dies vielleicht ein wesentlicher Faktor sein, der in der heutigen Welt mit ihren Kreuzungen für mehr Ertrag, bestäubt von grösseren, künstlich erzeugten Bienen für einen Artenschwund und eine Verringerung der Pflanzenarten in Gebieten überall auf der Welt, verantwortlich ist?
Wenn man die Brutzelle vergrössert und dadurch die Wirtschaftlichkeit des Überwinterns durch eine geringere Kompaktheit der Traube verringert, fügt man einen weiteren Stressfaktor für die Bienenkolonie hinzu. Ausserdem steigen die Kosten für die Ausrüstung für den Imker. Wenn man grössere künstliche Arbeiterinnenzellen und grössere Bienen hat, hat man weniger Brut pro Rahmen, was bedeutet, dass man mehr Brutrahmen braucht um im Vergleich zu normalen Brutrahmen die selbe Anzahl Bienen aufzuziehen, die benötigt wird um die Arbeitsteilung für einen reibungslosen Ablauf im Schwarm zu gewährleisten.
Wenn diese Arbeitsteilung nicht erfolgreich alle nötigen Bereiche abdeckt, entsteht Stress der sich immer mehr aufbaut und immer mehr Aufgaben, die für das Weiterbestehen des Schwarms notwendig sind können nicht mehr bewältigt werden.(Mehr dazu später) Das Überwintern des Schwarms wird schwieriger da ein Schwarm aus künstlich vergrösserten Bienen weniger kompakt ist. Vor allem kann der Schwarm physikalisch nur eine bestimmte Anzahl von Arbeiterinnenzellen in einem Brutnest bedecken und gleichzeitig sich noch zu dem eingelagerten Pollen und Honig für den täglichen Bedarf bewegen. Falls nur einmal angenommen eine Differenz von 100 Zellen pro Quadrat-Dezimeter bei vergrösserten Zellen im Gegensatz zu herkömmlichen Waben besteht (tatsächlich ist die Differenz noch grösser) bedeutet dies, dass bei 8 Quadratdezimetern, welches nur 1 Brutrahmen ist, ein Unterschied von 800 Zellen vorliegt.
Das würde angenommen ca. 800 Arbeiterinnen oder Bienen weniger pro Rahmen in nur einem Brutzyklus bedeuten, welche für Arbeiten im Stock zur Verfügung stünden.
Wie viele Arbeitsbienen können verloren gehen bevor man aufpassen muss dass die Vermehrung im Frühjahr oder die Überwinterung (Zittern um Wärme) nicht gefährdet wird? Dazu kommt noch dass die körperlichen Veränderungen der grösseren Bienen auf ihren künstlich vergrösserten Zellen nicht proportional verlaufen. Man könnte meinen, dass die Flugmuskeln der Bienen proportional zur Flügellänge wachsen, aber dem ist nicht so. Wenn man sich die Sache von innen anschaut sieht es so aus als ob die Muskelmasse sich einfach auf eine grössere Oberfläche verteilt hat und sich so von einem kompakten Muskel zu einem weniger kompakten Muskel entwickelt hat. Es scheint, als seien „Hohlräume“ entstanden, perfekte Kammern für parasitäre Milben um sich darin anzusiedeln, da das Atmungsorgan am Anfang des Brustkorbs durch die grösseren Waben künstlich vergrössert ist, gestattet es den Milben unbehelligt hinein zu marschieren, zu fressen! …. zu bleiben! …. und sich zu vermehren!
Könnte dies nicht ein zusätzlicher Faktor für die grundlegende Ursache des heutigen Problems mit Krankheiten und parasitären Milben sein? Wenn man die Sache von aussen betrachtet sieht es so aus als sei die Körpermasse auf eine grösseren Oberfläche verteilt, und dadurch mehr „lose“. Vergleicht das mal mit der „Rüstung“ der Insekten, also dem Exoskelett. Bei kleinen Insekten ist es sehr dicht und eng anliegend. Das trifft sogar für Warmblütler wie z.B das Armadillo zu. Nun betrachtet man mal grössere Insekten und grössere ähnliche Tiere. Wenn der Umfang sich vergrössert, sitzen die Platten nicht so dicht. Bei grösseren Honigbienen ist das Exoskelett loser als bei Honigbienen mit natürlicher Grösse. Je grösser die Honigbienen wird umso loser und weniger kompakt werden das Exoskelett und andere Körperteile. Das bedeutet hier als ein Beispiel, dass die Rückenplatten auf dem Körper der Honigbiene künstlich so vergrössert wurden, dass die parasitären Milben drunter krabbeln und Bienenblut trinken konnten. Wenn man die Bienenkörper auf ihre ursprüngliche Grösse zurückzüchtet, werden die Rückenplatten wieder kompakter und das Ganze hat ein Ende!
Lass uns jetzt mal über die RÜCKENTWICKLUNG ZURÜCK ZUM NORMALEN sprechen
Wie kann ein Imker und eine Honigindustrie, welche am oberen Limit von „grösser ist besser“ arbeitet, domestizierte Honigbienen wieder auf eine normale Grösse zurückentwickeln? Immerhin befindet sich die Honigindustrie seit gut 100 Jahren auf diesem Weg und es ist offensichtlich, dass wir als Honigindustrie nicht 100 Jahre Zeit haben um zu der herkömmlichen Wabengrösse und Stabilität unserer Völker zurückzukehren. Wir müssen bedenken dass die Imker nicht alle Wissenschaftler sind, mit Labors im Hintergrund zu ihrer Unterstützung, und dass die meisten Imker es sich nur leisten können normale Menschen wie sie selbst für anfallende Arbeiten anzustellen.
Was immer getan werden muss sollte so einfach wie nur irgend möglich sein. Tatsächlich wird es sehr arbeitsintensiv aber es muss extrem einfach handzuhaben sein (KISS Prinzip = keep it simple and stupid = halte es so einfach wie irgend möglich)
Um ein erfolgreiches Ergebnis bei der Praxisarbeit mit den Stöcken zu erreichenerreichen müssen die Imker frei mit Wildpopulationen und domestizierten Völkern züchten können.
Sie müssen gewillt sein zu akzeptieren welche regionalen, der Gegend angepassten Bienenrassen vorhanden sind. Am besten bringt man es auf den Punkt: Lebende Bienen produzieren Honig und man kann Handel betreiben, tote Bienen sind halt einfach nur tot.
Um ein erfolgreiches Ergebnis bei der Praxisarbeit mit den Stöcken zu erreichen muss der Imker gewillt sein, seine Vorgehensweise zu ändern, die funktionierenden modernen Errungenschaften zu nutzen und sich von den nicht funktionierenden zu trennen.
Um ein erfolgreiches Ergebnis bei der Praxisarbeit mit den Stöcken zu erreichen ist es notwendig die Honigbienen in einem neuen Blickwinkel in Bezug auf Zucht und Handhabung zu betrachten, da viele der heutigen modernen Methoden offensichtlich nicht funktionieren. Diese Methoden wurden auf einem übermässig vergrössertem, künstlichem domestizierten System, welches nicht der natürlichen Wildpopulation entspricht, entwickelt.
Bei der Rückentwickung zurück zur natürlichen Wildwabengrösse ist nichts schwierig zu tun oder zu verstehen, aber es benötigt einige Zeit. Zwar wird es nicht 100 Jahre dauern, aber für manche Imker kann es durchaus 10-15 Jahre dauern, je nachdem wie viele Stöcke sie bearbeiten und bis zu welchem Grad sie bereit sind daran teilzunehmen.
Viele werden den Wechsel zurück zur natürlichen Wabengrösse nicht durchhalten, aber viele müssen es aber einfach machen damit unser Gewerbe den langen Weg zurück zur biologischen Bienenhaltung ohne die Verwendung von Chemie, Arzneimitteln und Ölen schafft.
Der Weg zur biologischen Bienenhaltung durch Wiederverkleinerung ist ein Prozess mit vielen Einzelschritten. Ebenso wie es beim Prozess der Vergrösserung mehrere Schritte während der letzten 100 Jahre waren, so wird es mehr als einen Schritt benötigen um die Wabengrösse der domestizierten Bienen zu verkleinern, damit sie sich wieder mit den Wildbienen vermischen können. Die Rückentwicklung kann nicht in nur einem Schritt erfolgen. Der Grund ist das Ausmass im dem wir als Industrie auf „immer grösser“ setzten, auf der Suche nach einer besseren Honigbiene.
Die grundlegenden Dinge welche ein Imker dafür haben sollte sind: 1. einen Vorrat an vorbereiteten Schwarmfangrähmchen (Ed&Dee Lusby verwendeten spezielle Rähmchen mit Scharnieren in die man einfach die Waben eines Schwarmes einbetten konnte – Anm des Übers), 2. einen Vorrat an Königinabsperrgittern, 3. einen Vorrat an 4,9 mm Mittelwänden (ohne betonte Zellwände!), 4. Grundausstattung für die Königinnen Zucht.
Vielen Dank für die Übersetzung an Sibylle und Wolfgang